Geschichte des Hamburg-Horner TV
Seit über 100 Jahren bewegt der Hamburg-Horner Turnverein – kurz Horner TV – die sportbegeisterten Bewohner des Stadtteils. Zum 100-jährigen Jubiläum im Jahre 2005 schrieb unser Mitglied und Horn-Chronist Gerd Rasquin die umfangreiche Geschichte des Vereins auf. Auszüge daraus lesen Sie auf dieser Seite.
In Form einer Broschüre erhalten Sie die ausführliche und bebilderte Chronik in der Geschäftsstelle. Eine bemerkenswert umfangreiche Auflistung der Ereignisse rund um den Hamburg-Horner TV in chronologischer Reihenfolge hat Gerd Rasquin auf seiner Homepage veröffentlicht.
Zum 100-jährigen Jubiläum im Jahre 2005 bildeten das alte und neue Vereinslogo eine 100.
Auszug aus der Chronik
Am Mittwoch, den 8. Februar 1905 schlug im „Gasthof zur Rennbahn“ die Geburtsstunde des Hamburg-Horner Turnvereins. Hauptinitiator war der Kaufmann Wilhelm Wiede, der einen Monat später auf der ersten Hauptversammlung zum Vorsitzenden gewählt wurde. Ende 1906 gehörten dem Verein bereits 331 Mitglieder an. Horn, seit 1894 ein Hamburger Stadtteil, zählte damals 5000 Einwohner. Neben traditionellen Turnangeboten wurde auch Faust- und Prellball gespielt.
1910 gab es je zwei Schlag- und Faustballmannschaften, die erstmals um Hamburger Meisterehren stritten. Ein Jahr später wurde eine Fechtabteilung gegründet.
Der Kriegsausbruch am 1. August 1914 beendete die erfreuliche Entwicklung. „Weil das Land jetzt und auch künftig kräftige und tüchtige Soldaten brauche“, beschloss man auf der Hauptversammlung am 1. September, den Turnbetrieb fortzusetzen und beendete die Sitzung mit dem Lied „Deutschland hoch in Ehren“. Dann aber kam doch alles anders: Die Versammlung am 15. Oktober ist auch die vorerst letzte. Viele Turner waren bereits eingezogen worden, andere wollten sich freiwillig melden. Somit musste der Vereinsbetrieb während des Krieges ruhen, zumal auch die Turnhalle gesperrt und zur Kriegsküche umfunktioniert wurde.
Es dauerte bis zum 23. Januar 1919, ehe man sich im Vereinslokal „Sportman’s House“ am Bauerberg 69 wiedertraf, dabei auch der dreizehn gefallenen und vier vermissten Turnern gedachte. Im Frühjahr 1923 wurde kurzzeitig Fußball ins Programm aufgenommen, doch nach Streitereien zwischen der Deutschen Turnerschaft und den Sportverbänden musste ein eigener Fußballverein, der „Hamburg-Horner Sportverein von 1923“, gegründet werden.
1926 wurde im H.H.T. eine Leichtathletik-Sparte eröffnet. Zwei Jahre später nahmen erstmals acht Aktive am Deutschen Turnfest teil. Da im Spätsommer 1929 die alte Turnhalle abgebrochen werden musste, weil sie dem Nordflügel des geplanten großen Schulgebäudes an der neuen Straße „Beim Pachthof“ im Wege stand, fand der Turnbetrieb jetzt in der Halle Morahtstraße statt (heute Rhiemswegschule), wo man sich die wenigen Übungszeiten mit dem „Arbeiterturnverein Horn-Billstedt“ teilte. Einige Turnbegeisterte kamen deshalb auf die Idee, an schönen Sonntagen ihr Feldreck vor dem Vereinslokal aufzubauen. Bald wurde das „Turnen auf der Schweineweide“ zu einem Begriff. Eine im selben Jahr neu eingeführte Faltbootgruppe fand ebenfalls großen Zuspruch.
Das Vereinsleben blieb von den politischen Verhältnissen nicht verschont. Nachdem die Nationalsozialisten bestimmt hatten, dass Vereine keine Abteilungen für Jugendliche bis zu 14 Jahren führen dürfen, ging der nachmittägliche Turnbetrieb sehr zurück. Nach Ausbruch des Zweiten Weltkriegs veränderte sich auch das Vereinsleben. Zahlreiche Turner wurden eingezogen, die jüngeren von Hitlerjugend und Jungmädelbund beansprucht. Da zu jener Zeit viele Damen bei der Firma „Promonta“ im benachbarten Stadtteil Hamm beschäftigt waren und der dortigen Betriebs-Sportgruppe angehörten, beschloss der Vorstand, mit dieser Firma zusammenzuarbeiten. Man gründete auch eine gemeinsame Handball- und Tischtennismannschaft. Als die furchtbaren Fliegerangriffe Horn und Hamm Ende Juli 1943 fast völlig zerstört hatten, war es um den Sport geschehen. Viele Menschen flüchteten oder lebten bereits ausserhalb der Stadt. Die nächsten drei Jahre sollte der Hamburg-Horner Turnverein praktisch nicht mehr existieren.
Erst am 16. August 1946 trafen sich 22 Personen im alten Vereinslokal, um den H.H.T. wieder aufleben zu lassen. Während die Turnhalle der Schule Morahtstraße/Rhiemsweg im Krieg zerstört worden war, konnte die weitgehend unversehrt gebliebene Pachthofschule (anfänglich „Ostlandschule“ genannt) bereits ab 16. September wieder genutzt werden. Noch im Herbst gründete man eine Faustball-Abteilung. 1948 kam eine Tischtennissparte hinzu, die ihre Blütezeit bereits zu Beginn der 70er Jahre erlebte, als man mit zwei Teams in der Hamburger Stadtliga vertreten war.
1955 feierte der Horner TV sein 50jähriges Bestehen. Der große Jubiläumsball fand im Lokal „Petershof“ statt, wo heute das Jenfelder Einkaufszentrum steht. Im Jahr darauf wurde Badminton ins Programm aufgenommen, damals noch unter dem Begriff „Federball“. Diese Abteilung konnte bis in die Gegenwart viele erstklassige Ergebnisse verbuchen. Allen voran ist Lilo Sauerbier zu nennen, die in Einzel, Doppel und Mixed acht Deutsche Altersklassen-Meisterschaften errang. Als bisher erfolgreichster Vereinsspieler geht Thorsten Flato in die Annalen ein.
1966 hielt endlich auch König Fußball Einzug in den Horner TV (seit 2001 Spielgemeinschaft mit SV St.Georg unter dem Namen „FC St.Georg-Horn“). Hintergrund war die damalige Begeisterung um die WM ’66 in England.
Am 1. Januar 1968 zählte der Verein erstmalig über 1000 Mitglieder (genau 1061). Im Jahre 1971 errichtete die Fußball-Jugendabteilung auf dem Sportplatz am „Von-Elm-Weg“ eine Holzbaracke, das erste eigene Clubhaus!
Die Fußballmannschaft machte 1977 bundesweit Schlagzeilen, als sie im DFB-Vereinspokal die zweite Hauptrunde erreichte und im Stadion an der Grünwalder Straße gegen den Bundesligisten „TSV 1860 München“ spielen musste. Fünfzehn Minuten hält man sogar ein 0:0, doch letztendlich ging das Spiel mit 0:15 Toren verloren.
Mit Gaby Kleist und Anke Rospek standen im Mai 1978 erstmals gleich zwei Kunstturnerinnen des Vereins in der Deutschen Nationalmannschaft gegen Frankreich. Zwei Monate später errangen die beiden Mädchen zusammen mit Anja Placküter alle fünf möglichen Deutschen Meistertitel! Erfolgreichste Sportlerin der Vereinsgeschichte wurde aber eine Chinesin! Multitalent Suk-ching Li, die sich als Sechsjährige dem Horner TV anschloss, errang in den Jahren 1984 bis 1989 unter Regie von Trainer Gerd Rasquin vierzehn Deutsche Meistertitel. Erfolgreich war sie auch als Kunstturnerin mit fünf Gold-, sieben Silber und zwei Bronzemedaillen. 1987 werden aus Sportakrobatik und Kunstturnen die „Hamburger ShowSternchen“ geboren. Ihre erstaunlichen Fähigkeiten stellten die jungen Mädchen nicht nur im weltberühmten Hansa-Theater-Varieté, sondern auch bei verschiedenen internationalen Zirkusfestivals mit Erfolg unter Beweis.
Der erste Höhepunkt des Jubiläumsjahres, ein Empfang für geladene Gäste und Vertreter der Presse, fand am 8. Februar 2005 im Vereins- und Jugendhaus am Von-Elm-Weg statt. Tags darauf war Kinderfasching in der Turnhalle der Pachthofschule. Am 12. Februar folgte dann der Jubiläumsfestball im neuen Hotel auf der Horner Rennbahn. Im Rahmen des Stadtteilfestes präsentierten wir uns am 11. Juni mit verschiedenen Vorführungen. Die Festlichkeiten zum „Hundertjährigen“ endeten am 11. November mit einem großen Laternenumzug für die Jüngsten.
Den Text der kompletten Chronik des Hamburg-Horner TV findest du auf der Seite unseres Mitgliedes Gerd Rasquin.
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